EUROPÄISCHER KULTURWEG

Niklashausenkl A

Unsere Kulturlandschaften stecken voller oft noch ungehobener Schätze. Deshalb hat Goswin von Mallinckrodt, Touristiker und Teil der Eigentümerfamilie der Gamburg ob der Tauber, nach einer Begegnung mit Dr. Gerrit Himmelsbach, Projektleiter für Europäische Kulturwege im Archäologischen Spessartprojekt e.V. (ASP), vor einigen Jahren das Projekt für einen Kulturweg um Gamburg und Umgebung ins Leben gerufen. Bald engagierte sich auch Marlise Düx, Vorsitzende des Pfeifervereins Niklashausen e.V. für das Projekt, ebenso wie Dr. Matthias Wagner, damals Leiter des Kulturamts Kloster Bronnbach. Unter der professionellen Leitung von Dr. Himmelsbach wurde daraufhin eine Arbeitsgruppe vieler Heimatfreunde versammelt, Sponsoren gefunden und der Kulturweg auch auf das benachbarte Höhefeld ausgedehnt.

480px-Symbol_ECP.svgNeben den bekannten Highlights wie der Burg und dem Burgpark Gamburg, dem Kloster Bronnbach und dem Pfeifermuseum Niklashausen konzentriert sich der mit einem gelben EU-Schiffchen markierte Rundweg vor allem auf die Vielfalt der Kulturlandschaft, die in einem eigenen Faltblatt sowie auf verschiedenen Informationstafeln entlang der Strecke erläutert wird. In der Tradition der bereits bestehenden Europäischen Kulturwege des ASP sollen gerade die unauffälligen Dinge, die man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht als spannendes Zeugnis der Kulturlandschaft erkennt, für Bewohner und Besucher hervorgehoben werden. Drei Bahnhaltepunkte in Bronnbach, Gamburg und Niklashausen erleichtern den Wanderern dabei die Erkundung der einzelnen Etappen.

grabhügelWer am Gamburger Bahnhof ankommt, findet dort zunächst eine allgemeine Informationstafel zur Ortschaft und zum Kulturweg. Im Altort Gamburg geht es über die Tauberbrücke, vorbei am kunstvollen Hokemo-Brunnen und an der Stelle des ehemaligen Mühltors zu einem Abstecher zur ehemaligen Bimssteinfabrik, in der einst die berühmten „Gamburger Mäuschen“ hergestellt wurden. Am dortigen Maisenbach wird jährlich zu Lætare symbolisch der Winter verbrannt. In der Flur Altekirchen auf der gegenüberliegenden Tauberseite befand sich früher eine keltische und frühmittelalterliche Siedlung. Über einen kurzen Abschnitt des Burgwegs geht es weiter in den Kammerforst, wo sich ein außergewöhnlich großes Hügelgräberfeld befindet, das Wanderfreudige abseits der Wegstrecke entdecken können. Könnte diese Hochfläche einst eine frühgeschichtliche Höhenbefestigung, ähnlich derjenigen bei Finsterlohr und der Wettenburg, gewesen sein? Nach der alten Waldkapelle und dem sog. „Gaul“-Denkmal verlässt man den Wald und wird mit einer traumhaften Aussicht auf die Gamburg belohnt, die für ihre in Europa einzigartigen Barbarossa-Fresken und ihren barocken Burgpark gekannt ist.

beghardenhöhleNach einer →Führung und einer Stärkung im →Burgcafé geht es weiter auf die andere Tauberseite – nach Niklashausen. Hier wird der Kulturweg am Pfeifermuseum um einen Rundweg ergänzt, der dem berühmten Pfeiferhannes von 1476 gewidmet ist und an einer rätselhaften Beghardenhöhle vorbeiführt. Auf einer der Kulturweg-Tafeln wird zudem die Geschichte der Natursteinwerke Hofmann sowie des Traditionsgasthauses „Zum Hirschen“ erläutert.

Anschließend geht es bergauf weiter nach Höhefeld. Dort erwarten den Wanderer zunächst ein altes Steinkreuz und die mächtige Luthereiche. Danach bietet der Panorama-Rundweg am Neuberg bzw. Götzenberg einen spektakulären Fernblick ins Taubertal sowie Informationen zum archäologischen „Höhefelder Fund“. Nördlich davon erstreckt sich die Kulturlandschaft Frau Holle mit einem nach ihr benannten Grenzbaum unterhalb des Knollenbergs und dem Seebrunnen, in dem geheimnisvolle Wassermädchen wohnen sollen. Im Ort selbst kündet eine Tafel zudem von der Kirchengeschichte, dem Naturkünstler Erwin Aichele und der Ortswirtschaft „Zum Goldenen Adler“.

IMG_4928-1Richtung Bronnbach kommt man, vorbei an einem ehemaligen Steinbruch und einer geheimnisvollen Steinhalde, zu dem womöglich nach einem Baumgeist, dem Bilwis, benannten Pülversloch, einem alten Flur- und Waldstück. An den Stationen Pülversloch und Feuersteig wird der Kulturweg von einem alten Grenzweg durchkreuzt, der hier zur mythologischen Straße wird: Wie Wotans Wildes Heer rast der sagenhafte „Alte vom Berg“ mit seinem von fuchsigen Rossen gezogenen Wagen vorbei an der wildromantischen Felsenlandschaft des Feuersteigs, vorbei an all den in alten Karten abgebildeten und noch heute durchnummerierten Grenzsteinen und vorbei an zwei keltischen Hügelgräbern im Pülversloch gen Höhefeld und Würzburg. Sportlichere Wanderer können diesen Grenzweg auf eigene Faust erkunden und damit im Zweifel eine Hälfte des Kulturwegs abkürzen.

Luftbild_Herbst_vomSatzenberg_mittel klIn Bronnbach zeigt ein eigener Rundweg zur Klosterlandschaft, wie sehr das ehemalige Zisterzienserkloster über Jahrhunderte die Umgebung durch Weinbau, Bewässerung und Schafzucht gestaltet hat. Im Umkreis des Schafhofs auf der Höhe wird auch die ehemalige Burg Bronnbach vermutet, die der Herr der Gamburg den Zisterziensern, nach Übergabe seines Landguts im Tal, zusätzlich zur Verfügung gestellt hatte. Entlang des Weges kann man auch den im Hochmittelalter beim Bau des Klosters kanalisierten Lauf des Brunnenbachs erkunden – und etwas abseits sogar eine alte Wolfsgrube.

Auf dem Rückweg gelangt man, vorbei am Feuersteig, in die Nähe der in der Kelten- und Völkerwanderungszeit besiedelten Flur Leidenäcker und dann schließlich wieder zurück zum Gamburger Bahnhof.

waldkapelle1kleinDieser 113. Kulturweg des Archäologischen Spessartprojekts ist gleichzeitig der erste in Baden-Württemberg. Seit 1998 widmet sich das ASP der Forschung, Vermittlung und Pflege der Kulturlandschaft Spessart und arbeitet, z.B. als An-Institut der Universität Würzburg, eng mit verschiedenen Universitäten und Forschungsinstituten in einer Vielzahl wissenschaftlicher Projekte zusammen. Zudem ist es in verschiedenen europäischen Initiativen wie European Cultural Paths oder als Hauptinitiator an Pathways to Cultural Landscape engagiert und ist an der Umsetzung der Europäischen Landschaftskonvention beteiligt. Aus seiner in Deutschland fast einzigartigen, fächerübergreifenden Ausrichtung für ein ganzheitliches Landschaftsverständnis und durch bürgerschaftliches Engagement entwickelte sich eine starke Verbindung aus wissenschaftlicher Forschung und Zivilgesellschaft, die heute unter dem Begriff „Citizen Science“ bekannt ist. Im Laufe der letzten Jahre haben sich mehr als 5.000 Freiwillige an den verschiedensten Projekten beteiligt, darunter archäologische Ausgrabungen, Prospektionen, Forschungs- und Kunstprojekte. Seit 1999 entsteht zudem ein immer dichteres Netz an Europäischen Kulturwegen, die helfen sollen, das Buch der Landschaft zu lesen und zu verstehen.

Weitere Informationen zum Kultuweg finden Sie hier und hier!
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Für die GPX-Daten des Kulturwegs klicken Sie bitte hier!
Für das Herunterladen des Faltblatts, das Sie auch in unserem →Burgshop finden, klicken Sie bitte hier!

Übersicht der Informationstafeln:

Karte des Streckenverlaufs:

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