ERINNERUNGEN EINES KREUZFAHRERS
Die heute in Europa einzigartigen „Barbarossa-Fresken“ wurden vom 1219 verstorbenen Edelfreien Beringer dem Jüngeren von Gamburg in Auftrag gegeben und gelten als die einzig erhaltenen Original-Ausmalungen eines Rittersaales und die ältesten weltlichen Wandmalereien nördlich der Alpen (entstanden um 1200). Die bis zu fast vier Meter hohen Malereibefunde zeigen auf drei Wänden Szenen des Kreuzzugs Kaiser Barbarossas (1189/90): Den Einzug des Kaisers und seines Heeres in das byzantinische Adrianopel, die Überfahrt über den Hellespont, die Schlacht von Philadelphia mit der ersten Abbildung eines mittelalterlichen Rosspanzers, ein Reiterzug mit Wagen sowie weitere Kampfszenen.

Ausschnitt der Rekonstruktion des oberen Bildstreifens der Nordwand der Barbarossa-Fresken: Einzug des Kaisers in das byzantinische Adrianopel und Überfahrt über den Hellespont.
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Epitaph Bischof Gottfrieds im Würzburger Dom vor der Beschädigung im Zweiten Weltkrieg, heute noch im Hauptschiff zu sehen.
Die außergewöhnlich frühen deutsch-lateinischen Inschriften der Malereien benennen den Würzburger Bischof Gottfried von Spitzenberg, einen der Hauptprotagonisten dieses Kreuzzugs, der in seiner „Epistola de morte Friderici imperatoris“ einen Augenzeugenbericht von seiner Reise hinterlassen hat. Ebenso der österreichische Kleriker Ansbert, der in seiner „Historia de expeditione Friderici imperatoris“ Beringer d. J. von Gamburg als einen der bedeutenderen edelfreien Kreuzzugsteilnehmer erwähnt. Der Kaiser selbst, der mit einem seiner frühesten Bildnisse auf den Fresken dargestellt wird, ertrank während des Kreuzzugs am 10. Juni 1190 im kleinarmenischen Fluss Saleph. Beringer d. J. von Gamburg jedoch ließ nach seiner Heimkehr seine Erlebnisse als Teil kaiserlicher und persönlicher Memoria im Rittersaal verewigen. Der ausführende Meister der Barbarossa-Fresken, der wohl im Rhein-Maas-Gebiet ausgebildet wurde, beeindruckte vor allem durch seine innovative Raumdarstellung der Städte, in deren Stadtmauern sich zudem Ornamentmotive der angrenzenden romanischen Doppelarkaden wiederholen und den Saal somit zum Gesamtkunstwerk werden ließen.
Am Jahrestag des Todes Kaiser Barbarossas und 900 Jahre nach dessen Geburt wird der Kunsthistoriker Goswin von Mallinckrodt, der seine Forschungen zur Gamburg immer wieder in Aufsätzen publiziert und auf Tagungen referiert, im Rittersaal einen Vortrag zur kunst- und kulturhistorischen Bedeutung der Barbarossa-Fresken halten. Dazu wird Hans-Georg von Mallinckrodt jun., der die Malereien 1986 entdeckte, Passagen aus den beiden Augenzeugenberichten des dargestellten Kreuzzugs vorlesen. So werden die Fresken während der Lesung sozusagen als dritte Augenzeugenerzählung dienen und die beiden Texte illustrieren.

Miniatur aus der Historia Welforum: Barbarossa zwischen seinen Söhnen, dem späteren Kaiser Heinrich VI. (links), und Friedrich VI. von Schwaben, der seinen Vater auf den Kreuzzug begleitete (rechts). Vater und Sohn sind auch auf den Barbarossa-Fesken abgebildet.
Musikalisch begleitet wird dies von mittelalterlichen Weisen des Gamburger „Burgbarden“ Michael Schmitt.
So begibt sich der Hörer und Betrachter während eines kurzweiligen Abends auf eine abenteuerliche Reise in geschichtliche und gedankliche Welten.
TERMIN
10. Juni 2022, 19.30 Uhr
PREIS
9,- € pro Person
PLATZRESERVIERUNG ERBETEN UNTER
09348/605 oder mail@burg-gamburg.de