
„Auch die religiöse Line sowie seine dezidierte Gegnerschaft gegenüber dem Regime haben uns überzeugt (…) Er hatte die Zeitung ,Der Gerade Weg‘ bezogen, ein antinazistisches Blatt, ich kann mich noch an die Karikaturen gegen Hitler erinnern (…) Zu Hause hat er, sooft er die Zeitung las, fast einen Wutanfall bekommen.“ (Benedikt XVI. über seinen Vater in „Salz der Erde“)
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Fritz Gerlich (1883-1934)
1930erwarb der Archivar, Autor und ehemalige Chefredakteur der „Münchner Neuesten Nachrichten“ Fritz Gerlich zusammen mit dem Unternehmer Erich Fürst von Waldburg-Zeil die Münchener Wochenzeitschrift „Illustrierter Sonntag“, die 1932 in „Der gerade Weg“ umbenannt und bis 1933 zu einem katholischen Kampfblatt gegen National-sozialismus und Kommunismus entwickelt wurde. Ausgangspunkt waren zwei vom Fürsten auf Schloss Zeil sowie vom ehemaligem Sekretär des Kardinals von Faulhaber, Hans-Georg von Mallinckrodt senior, auf Schloss Sünching organisierte Tagungen. Hier sprach neben Gerlich auch der Abt des Benediktinerklosters Neuburg, Adalbert Graf von Neipperg, der später als Märtyrer durch die Kommunisten ermordet wurde. Mit den Tagungen wurde eine „Akademie“ ins Leben gerufen, aus der bald die „Katholische Tatgemeinschaft“ (KTG) mit Sitz in Neuburg wurde, die eine seelische und politische Erneuerung im „spürbar kommenden Geisteskampf“ herbeiführen wollte.
Direkter Ausfluss dieser Bewegung war die publizistische Arbeit des später im Naturrechts-Verlag herausgegebenen „Geraden Wegs“, dessen Chefredaktion von Gerlich übernommen wurde. Unter den Redakteuren waren neben von Mallinckrodt auch der Kapuzinerpater Ingbert Naab, der im Blatt u.a. einen offenen Brief an Hitler schrieb, der auch als Flugblatt verbreitet wurde. Gerlich selbst schrieb mit rot gedruckten Schlagzeilen wie „Hetzer, Verbrecher und Geistesverwirrte“ oder „Hat Hitler Mongolenblut?“ bissig bis höhnisch gegen Hitler an, während die Auflage bis zu 110.000 Exemplare erreichte. Obwohl ehemaliger Alldeutscher, war er seit dem Hitlerputsch ein immer schärferer Kritiker der Nazis geworden. Die damals von Hitler im Bürgerbräukeller gewaltsam unterbrochene Rede des Generalstaatskommissars Gustav von Kahr stammte von ihm. Ebenso prägend war eine Reise nach Konnersreuth, um den „Schwindel“ der stigmatisierten Mystikerin Resl Neumann zu entlarven. Er kam jedoch tief bewegt zurück, publizierte über sie, ließ sich von ihr beraten und konvertierte schließlich zum katholischen Glauben. Für seine Arbeit konnte er außerdem auf sog. „Moskauer Geheimberichte“ und auf brisante Informationen des Doppelagenten Georg Bell über die NSDAP, u.a. zum Reichstagsbrand, zurückgreifen. Versuche Gerlichs und des Fürsten von Waldburg-Zeil, den Reichspräsidenten persönlich vor der drohenden Gefahr der Machtergreifung Hitlers und der SA zu warnen, blieben erfolglos. Am 9. März 1933 wurde die Redaktion von der SA gestürmt und Gerlich zusammengeschlagen und verhaftet. Am 1. Juli 1934 wurde er in der „Nacht der langen Messer“ des sog. „Röhm-Putsches“ im KZ Dachau erschossen.
Der Vortrag findet anlässlich des 85. Todesjahres Fritz Gerlichs statt, dessen früher Widerstand gegen Hitler erst in den letzten Jahrzehnten gewürdigt wurde. Der vortragende Goswin von Mallinckrodt ist Kulturtouristiker, Kunsthistoriker und Illustrator sowie ein Enkel von Gerlichs Mitstreiter, des späteren Burgherren Hans-Georg von Mallinckrodt senior. Er beschäftigt sich seit Jahren mit der Aufarbeitung der Geschichte der Gamburg, welche von seiner Familie bewohnt und wiederbelebt wird, und hält dazu regelmäßig Vorträge.

Hitler mit einer Ausgabe des „Geraden Wegs“ 1932.
TERMIN
5. Juli 2019, 19.30 Uhr
PREIS
5,- € pro Person
BITTE VORANMELDEN UNTER
09348/605 oder mail@burg-gamburg.de